Klettern als Wettkampfsport
Der DAV fördert den Klettersport in allen seinen Facetten - schwerpunktmäßig in seiner breitensportlichen Ausprägung, aber eben auch als Leistungssport. Er ist zuständiger Fachverband für das Sport- und Wettkampfklettern in Deutschland und organisiert alle nationalen Ranglistenwettkämpfe sowie gemeinsam mit der IFSC (International Federation of Sport Climbing) die hierzulande stattfindenden internationalen Wettkämpfe. Unter die wiederkehrenden nationalen Wettkämpfe fallen z.B. die Landesmeisterschaften, die Deutsche Jugendcup Serie sowie die Deutschen Meisterschaften im Speed, Bouldern und Lead. International finden z.B. Weltcups, Europa- und Weltmeisterschaften und die World Games statt.
Nachdem im Jahr 2016 das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Aufnahme des Sportkletterns ins Olympische Programm beschloss, wurde 2021 in Tokio erstmals ein Medaillensatz für Olympic Combined vergeben, bestehend aus den drei Disziplinen Speed, Bouldern und Lead. Bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 wurde ein Medaillensatz in der Kombination Bouldern und Lead und ein separater Medaillensatz für die Disziplin Speed vergeben.
Die Disziplinen im Einzelnen:
Bouldern:
Das Klettern ohne Seil in Absprunghöhe über Weichbodenmatten hat sich in den letzten Jahren zur wahrscheinlich populärsten Form des sportlich ausgeübten Kletterns entwickelt. Kern der Disziplin ist es, komplexe, relativ kurze Bewegungsprobleme zu lösen. Im Boulder-Wettkampf kommt es darauf an, die geforderten Bewegungsabläufe in möglichst wenigen Versuchen unter Zeitdruck zu meistern. Neben einer Zwischenwertung, der sogenannten Zone, strebt man das kontrollierte Halten des definierten Topgriffes mit beiden Händen an. Im Bouldern sind oft Maximalkraft, Beweglichkeit, Athletik, schnelles Koordinationsvermögen oder auch das Einnehmen ungewöhnlicher oder kreativer Körperpositionen gefragt. Im Wettkampf-Bouldern wird von der Jugend A weiblich auf nationaler Ebene ein Schwierigkeitsniveau in der Größenordnung von Fb 7A gefordert, bei den Seniorinnen wird im Bereich von Fb 7B/7B+ gebouldert und im Weltcup ist ein Niveau von Fb 7C aufwärts durchaus gängig.
Leadklettern:
Das traditionell geprägte Klettern am Seil begann sich vor über 30 Jahren zu einer sportlichen Wettkampfdisziplin zu entwickeln, nicht zuletzt auch durch das starke Aufkommen von Kletterhallen. Die Disziplin ist geprägt durch Ausdauer, Kraft und Technik, aber auch ausgefeilte taktische Aspekte spielen eine wichtige Rolle. Verstärkt halten aber auch eher bouldertypische Bewegungsformen Einzug. Das Niveau beim Wettkampf-Leadklettern liegt bei den Deutschen Jugendmeisterschaften beispielsweise in der männlichen Jugend A im oberen 9. UIAA-Grad. Bei der Deutschen Meisterschaft der Senioren liegen die Schwierigkeiten bereits bei UIAA 10/10+, international sogar noch höher: Bei den Weltcups werden Touren bis zum UIAA-Grad 11-/11 geklettert.
Speedklettern:
Beim Speedklettern wird in einer weltweit genormten Route auf Zeit geklettert. Die Seilsicherung erfolgt dabei von oben (toprope) mittels Sicherungsautomat. Die Zeitnahme wird am Start durch Entlastung eines Fußkontaktes ausgelöst und durch das Anschlagen der Athlet:innen mit einer Hand an einem Buzzer am Ende der Route gestoppt. Da die Griffe/Tritte und deren Abstände untereinander sowie die Wandneigung immer gleich sind, lässt sich der geforderte Bewegungsablauf sehr präzise einstudieren. Bei den athletischen Fähigkeiten werden insbesondere Schnell- und Maximalkraft in der Bein- und Armmuskulatur abgefragt. Ein weiteres Merkmal des Speed Kletterns unter Wettkampfbedingungen ist, dass immer zwei Athlet:innen gegeneinander klettern (man spricht im Speed Klettern von „laufen“—nicht zuletzt , weil die Disziplin durchaus Gemeinsamkeiten mit der Leichtathletik/Hürdenlauf aufweist). Es wird immer auf 2 Bahnen nebeneinander gelaufen. Nach einer Qualifikationsrunde auf Zeit werden die Finalrunden im K.O.-System gegeneinander ausgetragen.
Wertungen
Kombi-Wertung Bouldern & Lead: für die olympischen Spiele 2024 gab es ein neues Kombinationswettkampfformat. Als Testwettbewerb wurde das Format erstmals bei den Europameisterschaften 2022 in München ausgetragen. Während des Wettkampfs müssen zunächst je vier Boulder innerhalb von 5-Minuten-Intervallen geklettert werden. Direkt im Anschluss muss jede/r Wettkämpfer:in eine Lead-Route klettern. Am Ende werden die Ergebnisse der beiden Wettbewerbe aufsummiert. Der/die Wettkämpfer:in mit der höchsten Wertung gewinnt.
Ab der Saison 2025 hat der DAV die Wertungsklassen in der Jugend den internationalen Standards angepasst. Die bislang gekannten Bezeichnungen wie Junior:innen, Jugend A, B oder C entfallen. Stattdessen gilt nun folgende Regelung, hier beispielhaft an den Wertungen zum Deutschen Jugendcup dargestellt:
Kalenderjahr: 2025 JG Alter int. Wertungsklassen Jugend national 2005 20 U21 U21 (B/L/S) 2006 19 U21 U21 (B/L/S) 2007 18 U19 U21 (B/L/S) 2008 17 U19 U21 (B/L/S) 2009 16 U17 U17 (B/L/S) 2010 15 U17 U17 (B/L/S) 2011 14 U15 (Overall) 2012 13 U15 (Overall) 2013 12 U15 (Overall)